Fünf Komponisten – alle in Chile geboren, heute international tätig – treffen in diesem
Projekt auf das E-MEX Ensemble, um die Folgen des Klimawandels in Musik zu fassen. Ihre
Herkunft prägt die Perspektive: Chile ist ein Land der Extreme – von der trockensten Wüste
der Welt bis zu antarktischem Eis, vom endlosen Pazifik bis zu Gebirgszügen, die das Land
wie ein Rückgrat durchziehen. Es ist eine Landschaft voller Schönheit, aber auch voller
Bedrohungen: Erdbeben, Tsunamis, Überschwemmungen und Dürren gehören hier zur
Erfahrung.
Diese geografische und klimatische Vielfalt bildet den Resonanzraum, in dem die
Komponisten das Thema Klimawandel künstlerisch erforschen. Sie wissen: Was wir in
Europa tun, wirkt auch dort. Der Müll aus der Textilindustrie landet in der Atacama-Wüste,
der hohe Wasserverbrauch für Avocado-Plantagen trocknet ganze Landstriche aus, die
Überfischung und Lachszucht verändern unwiederbringlich die Meeresökosysteme. Die
globale Klimakrise wird in Chile unmittelbar spürbar – und sie trägt auch Spuren unseres
Konsumverhaltens hier in Deutschland.
In dem von Ramón Gorigoitia kuratierten Konzertprogramm, für den Köln zur Wahlheimat
geworden ist, begegnen sich verschiedene kompositorische Handschriften und
Blickwinkel: wissenschaftliche Daten verwandeln sich in Klangtexturen, poetische
Fragmente treffen auf musikalische Zitate, und jede Komposition sucht ihre eigene
Sprache, um die Dringlichkeit dieses Themas hörbar zu machen. Musik wird hier zum
Sensorium für die feinen Risse und die gewaltigen Brüche im Gleichgewicht der Natur – und
zur Einladung, sich der Verantwortung zu stellen, die wir alle tragen, egal wie weit die
Küsten und Kontinente voneinander entfernt liegen.

Alte Feuerwache (Bühne)