Protokoll der Mitgliederversammlung der Initiative Klassik Köln (IKK)
am Freitag, 16. Dezember 2022, 16-18 Uhr
im: ZAMUS, Heliosstraße 15, Köln-Ehrenfeld
Anwesend sind:
Saad Tamir (Komponist), Robbert Vermeulen (Ensemble Cembaless), Pamela Coats (Sinfonietta VivazzA), Tobias Kassung (Kölner Klassik Ensemble), Ulrike Gruner (WDR),
Monika Hermans-Krüger (KammerMusikKöln), Gudrun Mettig (Fachgruppe Musik GEDOK), Justyna Sliva (Asasello Quartett), Aurora Sperduto (Sängerin), Nageeb Gardizi (Pianist)
Tobias Kassung eröffnet die Versammlung und bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen – trotz des ungünstigen Termins Ende Dezember. Er erläutert kurz die Zusammenhänge zwischen der IKK und dem IFM: Die IKK vertritt die klassische Teilszene innerhalb der IFM (Initiative Freie Musik Köln). Um mit Gewicht in der IFM und damit in der ganzen freien Musikszene die speziellen klassischen Anliegen hineintragen zu können, ist die IKK und diese Treffen sehr wichtig.
Nach kurzer Vorstellung der Teilnehmenden wird über den Ablauf und die Tagesordnungspunkte entschieden. Besonders wichtig ist den Anwesenden das Thema Kammermusiksaal im Alten Zeughaus und Infos zu den Förderprogrammen. Daher werden diese zwei Punkte vorgezogen.
1. Übersicht über Förderprogramme und Möglichkeiten Konzerte und Projekte zu finanzieren.
Tobias gibt einen kurzen Überblick über die Fristen und Fördermöglichkeiten:
Für kleinere Projekte – und vor auch um überhaupt mit Förderungen vertraut zu werden, empfiehlt sich die Kleinstförderung vom IFM. Gefördert wird bis 1500,- Euro und es gibt mehrere Vergaberunden im Jahr.
Infos hier:
https://musik-in-koeln.de/de_DE/kleinstfoerderung
Alle Interessierten sollen bitte Herrn Thomas Strang anrufen. Das ist unser neuer Geschäftsführer der IFM. Er kann euch wirklich gut am Telefon weiterhelfen und ist mit typischen Problemen gut vertraut.
Telefonzeiten: Montag, 10 - 13 Uhr / Mittwoch, 14 - 17 Uhr / Donnerstag, 10 - 13 Uhr
Telefon: 0221 - 678 10262
buero@musik-in-koeln.de
Projektförderung vom Kulturamt Stadt Köln
Frist immer 30.9. (für Projekte ab einer Fördersumme von 3000,- Euro), Infos:
https://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/kultur/kulturfoerderung/musik
Pamela weist darauf hin, dass es sehr wichtig und hilfreich ist, sich vor Antragstellung mit dem Kulturamt in Verbindung zu setzen und im persönlichen Gespräch eine Beratung zu den geplanten Projekten zu bekommen.
Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, Frist immer 31.10.
Die Anträge werden über die Bezirksregierung Köln gesammelt. Auch hier ist ein Kontakt mit Herrn Dr. Link hilfreich.
Infos:
https://www.mkw.nrw/kultur/foerderungen/musikfoerderung
Stiftung Kultur RheinEnergie
https://www.rheinenergiestiftung.de/kultur
Ansprechpartner Herr Franke.
Kunststiftung NRW
https://www.kunststiftungnrw.de/musik/
Ansprechpartner für Musik: Herr Kézér.
Grundsätzlich gilt: nicht nur auf einen Förder setzen, sondern mit mehreren Stellen das Gespräch suchen und mehrer Anträge stellen.
2. Tipps und Vorschläge für bessere Projekt-Anträge.
Pamela und Tobias betonen aus ihrer Jury-Arbeit, dass es wichtig ist, das persönliche Gespräch zu nutzen. Hier erfährt man wirklich viel und bekommt Hilfe bei der Antragstellung. Grundsätzlich ist die Klassik nun endlich auch gleichberechtigt in den Förderungen dabei, aber wer einen Antrag stellt sollte interessante Projekte mitbringen. Es sollten also keine typischen „Muggen-Programme“ sein, sondern Programme die etwas besonderes verbinden, interessant sind weil sie entweder bekannte Werke neu beleuchten oder unbekanntere klassische KomponistInnen präsentieren. Neue Ensemble-Kombinationen, Anlässe wie Bühnenjubiläum, internationale Austausche oder ähnliches können gut sein. Unbedingt muss die Kooperation mit dem Aufführungsort klar und gut geregelt sein.
3. Altes Zeughaus als Kammermusiksaal für Köln?
Dieses Thema hat alle Anwesenden wirklich elektrisiert und wurde sehr lange und intensiv besprochen. Es wurde klar, dass ein Kammermusiksaal für die Freie Szene in Köln eigentlich das ganz zentrale Thema überhaupt ist!
Dass die Musikstadt Köln bis heute keinen wirklichen Kammermusiksaal für die so große und so herausragende freie Kammermusik-Szene hat, ist ein großes Problem und wirkt sich sehr negativ aus. War Köln früher einmal führend in diesem Bereich, wurde es aus Mangel an einem solchen Saal mittlerweile von anderen Städten verdrängt.
Monika Hermanns-Krüger berichtet, dass ihr Verein KammerMusikKöln vor über zehn Jahren gegründet wurde, um genau dieses Problem zu lösen und für einen Kammermusiksaal in Köln zu arbeiten. Leider sind zahlreiche Möglichkeiten ungenutzt geblieben:
- Beim Bau der Philharmonie sollte eigentlich schon ein kleiner Saal mitgebaut werden. Dies war aber auf Grund des fehlenden Platzes unmöglich
- Beim Neubau des Rautenstrauch-Joest-Museums sollte ein Kammermusiksaal in das Gebäude integriert werden. Dazu kam es nie. Entstanden ist nur ein akustisch unbrauchbarer Mehrzwecksaal für die VHS
- ganz aktuell war im Gespräch, bei der Renovierung des Römisch-Germanischen Museums auf das Dach einen Kammermusiksaal zu bauen. Auf Grund des Protests der Domkirche (Verdeckung der Sicht) wurde das direkt zurückgezogen.
Von den anderen Anwesenden kommen viele Ergänzungen dazu, die alle zeigen, dass die aktuellen Säle in Köln für Kammermusik einfach unzureichend sind:
- der neue Saal im Humboldt-Gymnasium ist akustisch gut. Aber es ist eine Schulaula die genau dies auch ausstrahlt und daher für klassische Konzerte in entsprechendem Rahmen wenig geeignet ist.
- die Musikhochschule plant einen neuen Saal zu bauen. Der wird aber dann in erster Linie den Studierenden vorbehalten sein. Die Vermischung von kostenlosen Konzerten Studierender mit professionellen Konzerten etablierter Ensembles ist wenig günstig.
- an die Sendesäle des WDR kommt man nicht mehr ran. Der WDR kommt hier gar nicht mehr seiner Verpflichtung nach, sich auch zur Stadtgesellschaft und Freien Szene hin zu öffnen.
- weitere Säle im Museum für Angewandte Kunst, im Kölnischen Kunstverein oder Belgischem Haus sind zwar gut und werden schon für tolle Konzerte genutzt, aber trotzdem sind sie entweder zu klein, haben keinen Konzertflügel und können auch ganz einfach nicht so viele Termine zur Verfügung stellen wie es eigentlich für die vielen hervorragenden Kammermusik-Ensembles in Köln braucht.
Es bleiben meist nur die Kirchen übrig und das bringt Saad Thamir sehr schön auf den Punkt: er mache so viele erfolgreiche Konzertprojekte, aber er ist schon müde immer auf eine Kirche ausweichen zu müssen. Das ist einfach kein Ersatz für einen Kammermusiksaal mit guter Akustik und einem weltlichen Rahmen.
Kein Wunder also, dass die Neuigkeit über eine Möglichkeit der Bespielung des Alten Zeughauses auf enormes Interesse trifft.
Die Politik hat angestoßen, das Alte Zeughaus für die freie Kulturszene nutzbar zu machen. Das Gebäude steht seit langem leer und ist eines der ganz wenigen wirklich alten, erhaltenen Gebäude in Köln. Es wäre ein wunderbarer, repräsentativer Rahmen für klassische Konzerte!
Robert Vermeulen hat einige Links dazu im Netz gefunden:
Die Anwesenden diskutieren, wie man am besten vorgeht. Justyna Sliva und Nageeb Gardizi betonen, dass mit den vielen guten MusikerInnen in Köln schnell hervorragende Programme und Konzepte erarbeitet werden können um das Alte Zeughaus zu bespielen.
Unklar ist aber, wie wirklich die Bedingungen dort momentan sind. Die SprecherInnen werden beauftragt hier schnell im Januar ein Gespräch mit dem Kulturamt zu suchen und einen Ortstermin auszumachen um das Gebäude von Innen zu sehen.
Die Frage stellt sich, wer am Ende organisatorisch die Fäden zusammenführt. Welcher Verein bietet sich dafür an? Welche Struktur? Tobias weist darauf hin, dass die IKK ja nur eine freie Initiative ist und dass sein Engagement als Sprecher schon sehr zeitaufwändig ist.
Robert, Saad und Justyna bieten hier Unterstützung an. Aber auch alle anderen Anwesenden möchten an diesem wichtigen Thema dran bleiben.
Diese Zwischennutzung soll nur ein erster Schritt sein. Es sollen Konzepte mit Architekten erarbeitet werden wie man im Alten Zeughaus einen akustisch hervorragenden Saal einrichten kann. Dieser Kammermusiksaal im Alten Zeughaus soll als Ort von internationaler Bedeutung sein und endlich einen angemessenen Rahmen bieten, indem sich die so herausragende freie Kammermusikszene von Köln präsentieren kann.
Allen Anwesenden ist klar, dass dies ein langes, großes Vorhaben ist, für das wir viele Partner und Mitstreiter auf allen Ebenen der Stadt Köln benötigen.
Die Anwesenden wünschen sich eine klare Positionierung der IFM hierzu. Insbesondere aber soll der Fokus auf den Bedürfnissen der Klassik liegen. Es muss im Alten Zeughaus ein Ort für akustische Konzerte entstehen. Also mit einer guten Akustik, einem guten Konzertflügel und einem Ambiente, dass klassischen Konzertformaten gerecht wird.
Die Anwesenden stellen dabei heraus, dass gerade die Klassik gegenüber den anderen Teilszenen immer noch sehr benachteiligt ist, weil sie keinen festen Ort für ihre Konzertformate zur Verfügung hat.
Möglichst schnell im Januar/Februar sollen weitere Ergebnisse und Möglichkeiten besprochen werden. Die IKK wird dazu also bald wieder einladen.
Die weiteren Themen konnten aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr besprochen werden. Es wird vereinbart, sich auch dafür möglichst bald im Februar wieder zu treffen.
Die Themen die noch besprochen werden müssen waren:
1. Mindestagen
Zur Zeit wird intensiv auf vielen Ebenen das Thema Mindestagen diskutiert. Die Deutsche Orchestervereinigung gibt hier z.B. klare Empfehlungen heraus:
https://uni-sono.org/faire-honorare/
4. Die Webseite:
https://klassik-koeln.de
hat sich sehr gut entwickelt und als Portal für klassische Musik in Köln etabliert. Weitere Mitarbeit wird aber immer gesucht.
5. Vorschläge und Ideen für die Besetzung einer Vertreterin bzw. eines Vertreters der Klassik im Musikbeirat der Stadt Köln. Das neue Musikförderkonzept der Stadt Köln berücksichtigt nun auch ausdrücklich die klassische Musik als förderwürdige Teilszene und sieht entsprechend auch eine Vertretung der Klassik im Musikbeirat der Stadt Köln vor. Der Musikbeirat soll im kommenden Frühjahr gewählt werden.
6. Wir suchen immer noch dringend NachfolgerInnen für das Amt der Klassik-SprecherInnen! Die neuen SprecherInnen werden dann auf der nächsten Versammlung im Frühjahr 2023 gewählt.
Die Versammlung wird um 18.30 Uhr Uhr beendet.
Protokoll
Tobias Kassung